Den ersten offiziellen und beurkundeten Eintrag über die Imkerei in Ruderting finden wir im Grundsteuer-Kataster (Protokoll) vom 11. Oktober 1842. In der Ortschaft Attenberg, Haus Nr. 43, „Beim Philippen“ (Hausname) Philipp Raster, heißt es da: „……Das Attenberger oder Pfaffinger Gut…….Garten: Gras und Baumgarten mit Backofen und Holzschupfe und Bienenstand …. ohne Zehent ….“. Es ist übrigens der einzige entsprechende Eintrag in den insgesamt an die 70 Protokollen des Grundsteuer-Katasters.
Aber man kann wohl davon ausgehen, daß es mehrere solcher Stände gab, die es halt den Protokollanten nicht wert waren, registriert zu werden, bzw. werden halt viele Bienen, wie damals üblich, in Körben auf den Schroten und Altanen der Häuser gehalten worden sein. Abgabepflichten in Form von Honig hat es bei den Bauern hier nicht gegeben. Eigentlich ein Wunder, wurde doch damals von der Obrigkeit fast alles zum sogenannten „Sportl’n (Versteuern) herangezogen.
Im Gründungsprotokoll vom 18. März 1951 des „Bienenzuchtvereins Ruderting“ heißt es: „Frühjahr 1951. Wir haben die Nachkriegsjahre in Not und Elend zu fühlen. Auch die Imker nahmen daran schweren Anteil. Durch sonderbares Zutreffen liegen schon mehrere Mißjahre hinter uns. Zudem regieret ein krasser Bürokratius den Amtsschimmel. Ein einzelner Imker kann sich nicht mehr behaupten, weil das notwendige Bienenfutter (Rohzucker) fast nicht mehr aufzutreiben war. Die Erfahrung zeigt, daß sich da ein geschlossener Verein besser durchzusetzen vermag. Aus dieser Gesamtlage heraus entstand unter den Imkern in Ruderting der Wunsch, es möchte auch in der Ortschaft Ruderting selber ein Bienenzuchtverein entstehen. Auch zur Ausbildung der jungen Anfänger, hauptsächlich zur Heranzüchtung einer besseren Biene, bessere Betriebsweisen, etc. wäre in Ruderting ein Bienenzuchtverein schon dringend notwendig. Bisher waren auch mehre Imker hier den Vereinen der Nachbarorte Tiefenbach und Neukirchen vorm Wald angeschlossen. Der Weg dorthin war weit und beschwerlich. Und so haben zwei Imker, Klauser und Kraus, den allgemeinen Ruf gehört und sämtliche Bienenzüchter in Ruderting zu einer Besprechung am 18. März 1951 im Gasthaus Zitzelsberger (jetzt Kirchenwirt) in Ruderting zusammengerufen.
Der Erfolg war die Gründung eines Bienenzuchtvereins Ruderting mit 25 Mitgliedern und 201 Bienenvölkern.
Bei der anschließend erfolgten Vorstandswahl wurden die Imker Straßenoberaufseher Klauser in Ruderting zum Vorstand, Lippert aus Fischhaus zum 2. Vorstand, Oberkomm. d. Landpolizei a.D. Kraus in Ruderting als Schriftführer und Schneidermeister Lang in Ruderting zum Kassier gewählt. ….“
Gründungsmitglieder waren:
Bauer Jakob, Ruderting
Bauer Ludwig, Ruderting
Behringer Hermann, Weikersdorf
Breinbauer Franz, Rockerfing
Breinbauer Erhard, Dettenbachhof
Brunner Michael, Trasham
Drechsler Johann, Kleeham
Höltl Hans, Ruderting
Habereder Johann, Trautenberg
Klauser Johann, Ruderting
König Rosa, Trasham
Kraus Josef, Ruderting
Kremsreiter Josef, Ruderting
Kühberger Josef, Gastorf
Lang Georg, Ruderting
Lippert Johann, Fischhaus
Loos Anton, Haselbach
Maierhofer Josef, Trasham
Raster Max, Trautenberg
Seidl Johann, Ranzing
Six Josef, Trasham
Spitzenberger Johann, Zwischenberg
Streifinger Johann, Reithof
Tomasch Albert, Antesberg
Zitzelsberger Johann, Ruderting
Und sehr genau wird im Gründungsprotokoll vermerkt, daß von den 201 gemeldeten Völkern 189 in Kästen und 7 in Strohkörben gehalten werden.
Bei der Generalversammlung 1952 nach einem Jahr ging es um die anstehende Arbeit am Bienenstand, das Mitteilungsblatt des Landesverbandes mit den Punkten Beitragszahlung, Mitgliederlisten, Gläserbestellungen, gummierte Gewährstreifen, Ablegerbestellungen und danach fanden Neuwahlen der Vorstandschaft statt. Durch „Erheben von den Sitzen“ wurde die Vorstandschaft einstimmig wiedergewählt, meldet das Protokoll. Der Verein zählte 26 Mitglieder, hatte – als Erfolg vermeldet – 120 DM in der Kasse und zahlte damals Beitragsanteil an den Landesverband 2,80 DM und 1,20 DM Versicherung. Bei dieser Sitzung wurden 3 Neuaufnahmen gemacht.
Aber scheinbar gab es auch Austritte, denn von der im März 1953 stattgefundenen Generalversammlung werden bei ebenfalls 3 Neuaufnahmen 30 Mitglieder registriert. Indem zurückliegenden Jahr von April 1952 bis März 1953 fanden 8 Versammlungen im Vereinslokal Zitzelsberger statt, eine Wanderversammlung in Trasham und ein Ausflug zur staatlichen Bienenzuchtanstalt nach Erlangen. Es muß dem Bericht nach eine beeindruckende Begegnung mit der Vielfalt der Imkerei, Dr. Hirschfelder und Präsident Birklein gewesen sein mit einer Fülle von Eindrücken und Informationen.
Über 1954 wird vermeldet, daß der Verein nunmehr (Mai) 35 Mitglieder mit 339 Bienenvölkern und 5 Strohkorbvölkern zählt, daß 9 Versammlungen stattfanden, darunter eine sehr schlecht besuchte und verregnete in Gastorf, und daß der Verein mit anderen Ortsvereinen eine Dampferfahrt nach Linz wagte, dort die oberösterreichische Imkerschule besuchte und sich dann durch das russisch besetzte Gebiet nach St. Florian begab – wohl zum Feiern im Weinkeller – aber da schweigt des damalige Protokollanten Höflichkeit.
1955 brachte dem Verein weiteren Zuwachs, er zählte nunmehr 39 Mitglieder. Wieder wurden 8 Versammlungen sehr gut besucht von den Mitgliedern. Bei Vorstand Klauser wurde eine Standschau abgehalten und die Mitglieder müssen über die Königinnenzucht begeistert gewesen sein. Im August machte der Verein seinen fast schon traditionellen Ausflug, diesmal nach Kringell, Waldkirchen, Freyung, Grafenau, Eisenstein und zum Rachel. Überall wurden Bienenstände besichtigt und die Teilnehmer waren verwundert über die ganz unterschiedlichen Honigerträge: Grafenau mußte damals das ganze Jahr durchfüttern und in der Rudertinger Gegend war eine Leppertracht. Und froh wurde registriert, daß der Verein immer verschont geblieben ist (bisher) von der Milbenseuche, die in anderen Ortsgruppen ziemlich kraß grassiert haben muß. – (Die Varroa-Milbe wird’s nicht gewesen sein).
Und in diesem Stile wird weitergearbeitet worden sein unter der Ära des Vorsitzenden Johann Klauser bis zum 25-jährigen Vereinsjubiläum das 1976 gefeiert werden konnte. Drei Jahre noch waren dem wirklichen „Bienenvater“ von Ruderting gegönnt, als ihn plötzlich am 22.10.1979 der „Ewige Vater“ abberief in ein anderes Reich. Vorbildlich hat er 28 Jahre lang den Verein geführt und aufgebaut, sein Imkerwissen weitergegeben und damit die Basis geschaffen, daß der Imkerverein Ruderting im Jahre 1992 die Einweihung des Lehrbienenstandes mit 40-jähr. Jubiläum begehen konnte.
1979 wurde dann nach dem plötzlichen Tod von Johann Klauser das langjährige Mitglied Alois Süß aus Ruderting zum Vorsitzenden des Vereins gewählt. Er übernahm einen Verein, bei dem vieles seinen gewohnten Gang und das Engagement der Mitglieder nachgelassen hatte, weil der Vorsitzende sowieso alles zur Zufriedenheit aller erledigte und der durch Wegzug, Austritte und Tod nur mehr 21 Mitglieder zählte. Mit Geschick, großem persönlichen Einsatz und seiner ihm eigenen Beharrlichkeit schaffte es Alois Süß, unterstützt von Hans Lippert (2.Vorsitzender und Schriftführer) und Norbert Plöckinger, Böheimmühle (Kassier seit 1976), den Verein wieder zu aktivieren und aufzubauen. Im Februar 1983 zählte der Verein bereits wieder 38 Mitglieder mit 450 Bienenvölkern und bei den dann anstehenden Neuwahlen 1984 konnte Alois Süß die stolze Zahl von 51 Mitgliedern mit 625 Bienenvölkern vermelden. In knapp 5 Jahren wurde somit die Mitgliederzahl mehr als verdoppelt: Eine stolze und anerkennenswerte Leistung.
1984 wurde neu gewählt und folgende Vorstandschaft von den Mitgliedern bestimmt: 1.Vorsitzender Alois Süß, 2.Vorsitzender Franz Schreindl (Möging), Kassenwart Norbert Plöckinger (Böheimmühle), Schriftführer Johann Höltl (Ruderting); als Zuchtwart und Beisitzer wurden bestellt: Josef Kobler (Vocking), Johann Zitzelsberger (Ruderting), Gerhard Czeike (Ruderting), Prof. Johann Burreiner (Ruderting), Helene Rauch (Neukirchen v.Wald); Ameisenwart wurde Johann Haidn (During), Kassenprüfer Johann Zitzelsberger und Matthias Memminger. Zu Ehrenmitglieder für über 30-jährige Tätigkeit in der Vorstandschaft des Vereins wurden Georg Lang und Hans Lippert ernannt und von Verein und Bayer. Imkerbund geehrt. – Mit jährlich etwa 7 Vereinsversammlungen wurde die Schulungsarbeit für die Mitglieder und die Jungimker intensiviert und mit der Einführung eines jährlich stattfindenden öffentlichen Sommerfestes und einer besinnlich gestalteten Weihnachtsfeier konnte auch das Gemeinschaftsgefühl des Vereins gestärkt werden. In dieser Amtszeit machte auch zunehmend die Verbreitung der Varroamilbe im Rudertinger Vereinsgebiet zu schaffen und stellte die Mitglieder vor eine große Herausforderung.
1988 konnte Alois Süß bei der Generalversammlung mit Neuwahlen dann in seinem Rechenschaftsbericht die Zahl von nunmehr 57 Mitgliedern mit 563 eingewinterten Bienenvölkern (1987) vermelden. Gewählt wurden Alois Süß zum 1. Vorsitzenden, Gerhard Czeike zum 2. Vorsitzenden, Norbert Plöckinger zum Kassier und Johann Höltl zum Schriftführer; als Beisitzer Johann Zitzelsberger, Prof. Johann Burreiner, Franz Schreindl und Dr. Andreas Munz –aus Vocking. Die neue und erweiterte Aufgabenstellung machte es erforderlich, als Gesundheitswarte Gerhard Czeike und Josef Kobler zu benennen, Zuchtwart blieb Josef Kobler. Johann Haidn wurde wiederum als Ameisenwart bestellt, denn der Schutz der Ameisen wurde zwischenzeitlich eine weitere bedeutsame ökologische Aufgabe des Vereins. Die Bekämpfung der Varroamilbe und die verschiedenen Methoden standen oft im Mittelpunkt der Vereinsarbeit und ließen Kreisgesundheitswart Johann Schachtner aus Passau zu einem Stammgast werden. Große Aufmerksamkeit fanden auch die Vorträge des Alt-Imkermeisters und Lehrer Johann Borndörfer aus Krigell und Fritz Schürzinger aus Tiefenbach, Prüfhofleiter in Krigell.
Bei den Wahlen 1992 blieb die alte Vorstandschaft bis auf zwei Posotionen im Amt. Neu besetzt wurde das Amt des Kassenwarts mit Jakob Thoma für Norbert Plöckinger und in den Beirat kam Klaus Geier, Trasham für Dr. Andreas Munz. Der Mitgliederstand beträgt 60, die Zahl der 1991 eingewinterten Bienenvölker 641.
1987 entstand auf dem Hintergrund der Herausforderung an die Imkerei durch die Varroamilbe die Idee, für das Vereinsgebiet und darüber hinaus einen Lehrbienenstand zu errichten, an dem vor allem auch die theoretische Schulung der Imkerei dann praktisch und anschaulich vermittelt werden könnte. Schon 1988 wurde ein entsprechender Vorstandsbeschluß und Generalversammlungsbeschluß gefaßt und bei der Flurbereinigung wegen einem Grundstück ein entsprechender Antrag auf den Weg gebracht. Ein offenes Ohr und große Unterstützung fand der Verein bei der Gemeinde Ruderting (Bürgermeister und Gemeinderat), beim Mitglied des Bayer. Landtags Konrad Kobler, der Flurbereinigungsdirektion und beim Kreistag und Landrat des Landkreises Passau. Natürlich unterstützten auch der Bayer. Imkerverband, der Bezirks- und Kreisverband dieses Projekt.
Trotzdem überwog die Skepsis in der Anfangsphase, ob der Verein den „Brocken“ von ca. 70.000 DM Baukosten würde verkraften und aufbringen können – und er konnte! Baupläne und Finanzierungspläne wurden erstellt und mit ca. 35.000 DM Barmittel und dem Rest in Form von unentgeltlichen Arbeitseinsätzen konnte einer der geräumigsten Lehrbienenstände auf der Flur „Am Weinberg“ in Trasham, Gemeinde Ruderting, errichtet werden. Über 3.000 Arbeitsstunden wurden eingebracht und ca. 50 cbm Holz verarbeitet in diesem in Holz gehaltenen Lehrbienenstand, der sich sehr gut in die Waldlandschaft einfügt. In ca. 2 Jahren Bauzeit wurde eine Einrichtung für die Imkerei geschaffen, die bei entsprechender Annahme durch die Imker eine Bedeutung über die Gemeinde Ruderting hinaus erhalten kann. Seine Feuertaufe hat der Lehrbienenstand in einem Seminar über Königinnenzucht mit Fachberater E. Härtl bestens bestanden.